Einweg vs. Mehrweg: Welche Weinflasche ist nachhaltiger?

Einweg vs. Mehrweg: Welche Weinflasche ist nachhaltiger?

Warum Verpackung bei Wein relevant ist

Beim Kauf von Wein denken wir bisher noch relativ selten darüber nach, welchen ökologischen Fußabdruck die Herstellung und Abfüllung von Wein hat. Darüber hinaus hat sich die Vorstellung einer Flasche Wein über die Zeit deutlich eingebrannt. Beim Anblick eines Bocksbeutels oder einer Schlegelflasche ist sofort klar: Das ist eine Weinflasche, auch wenn die Namen der Flaschen nicht jedem geläufig sind.

Neben dem Geschmack oder der Rebsorte rückt Nachhaltigkeit jedoch zunehmend in den Fokus der Kaufentscheidung. Beim Anbau von Wein kann mit robusten PIWI-Rebsorten bereits eine deutliche Verbesserung des ökologischen Fußabdrucks erzielt werden, indem weniger Pflanzenschutzmittel gesprüht werden müssen und dadurch insgesamt der Aufwand im Weinberg verringert wird. Allerdings wird danach oft ein weiterer großer Faktor in der Umweltbilanz vernachlässigt: Die Herstellung der Glasflasche.

Mit gut 32% hat die Herstellung der Glasflasche einen der größten Anteile an der Gesamtbilanz bei der Herstellung von Wein überhaupt. (Zum Vergleich: Der Anteil des Vertriebs und der Auslieferung liegt bei etwa 3,4% und lässt das tatsächliche Einsparungspotenzial von Regionalität gering erscheinen.) Dadurch wird auch schnell deutlich, dass in der mehrmaligen Nutzung einer bereits hergestellten Flaschen großes Einsparpotential herrscht. Doch ist Mehrweg wirklich besser für die Umwelt?

Was bedeutet Ein- und Mehrweg bei Wein?

Der Unterschied ist schnell erklärt:

  • Eine Einwegflasche wird nach dem Leeren in der Regel zu Altglas und recycelt. Das bedeutet: Sie wird eingeschmolzen und für neue Produkte genutzt.
  • Eine Mehrwegflasche hingegen wird nach der Rückgabe gereinigt, überprüft und mehrfach wiederverwendet. So kann eine Mehrwegglasflasche bis zu 50 Mal genutzt werden, je nach Typ und System.

In Deutschland kennt man Mehrweg vor allem von Bier- und Wasserflaschen. Beim Wein sind Mehrwegkreisläufe jedoch bislang weniger verbreitet. Etwa 96% der Verpackungen in der Kategorie Wein & Spirituosen bestehen aus Einwegglas.

Ökobilanz im Vergleich: Herstellung, Transport, Reinigung, Recycling

Wie unterscheiden sich Einweg- und Mehrwegflaschen nun? Nachfolgend werden mehrere Faktoren beider Alterantiven auf die Umweltbilanz einer Flasche verglichen:

Herstellung

  • Einweg: Jede neue Flasche wird aus Rohstoffen wie Sand, Kalk und Soda oder geschmolzenem Altglas produziert. Der Energieaufwand ist hoch.
  • Mehrweg: Die Flasche wird nur einmal hergestellt und dann vielfach genutzt. Die mehrmalige Nutzung spart Ressourcen durch die nur einmalige aufwändige Herstellung der Flasche.

Transport & Reinigung

  • Einweg: Nach Gebrauch endet der Lebenszyklus, das Altglas wird gesammelt, gereinigt und zerkleinert, bevor es in einer Glashütte zu neuem Glas eingeschmolzen wird. Wichtig ist in diesem Schritt die sortenreine Sammlung von Braun-, Grün- und Weißglas, was den Prozess einfacher gestaltet. Vorteil ist, dass Verbraucher das Altglas im nächsten Container entsorgen können und das Altglas an nächstgelegene Abnehmer transportiert werden kann.
  • Mehrweg: Nach Gebrauch ist die Rückführung zum Abfüller nötig. Meist kann die Mehrwegflasche einfach im Supermarkt wieder abgegeben werden. Dieser sorgt dann für eine Vorsortierung, bevor die einheitlichen Flaschen und Kästen zu einer Spülanlage gebracht und danach wieder an die jeweiligen Abfüller ausgeliefert werden. Individuelle Flaschen und Mehrwegsysteme speziell für Weinflaschen führen unter Umständen zu längeren Transportwegen. Hierbei können gerade große Mehrwegpools mit einheitlichen Flaschentypen und variable Nutzung der Flaschen effiziente Transportwege ermöglichen.

Recycling

  • Einwegflaschen aus Glas werden in Deutschland zu einem hohen Anteil recycelt. Allerdings ist auch im Recyclingprozess nicht garantiert, dass aus jeder Flasche Altglas auch eine neue Flasche entstehen kann, da es bei der Rückgabe auch zu Vermischung mit nicht geeignetem Glas kommt.
  • Mehrweg vermeidet Recycling, solange die Flasche im Kreislauf bleibt. Auch danach kann durch die Entsorgung der Flasche im Mehrwegkreislauf eine Vermischung mit nicht geeignetem Altglas vermieden werden.

Vor- und Nachteile beider Systeme auf einen Blick

Kriterium

Einweg

Mehrweg

Herstellungsaufwand (pro Nutzung)

Hoch

Gering

Recycling

Ja

Ja

CO₂-Emissionen pro 1000 Liter Füllgut

hoch

gering


Verfügbarkeit

Deutschlandweit

Regional begrenzt für Weinflaschen

Komfort für Verbraucher

einfache Entsorgung

aufwendigere Rückgabe

Nachhaltigkeitswert

Niedrig

Hoch


Fazit

Aus ökologischer Sicht punktet die Mehrwegflasche deutlich, sofern sie natürlich auch zurückgegeben und wiederverwendet wird. 

Nachteilig wirken sich die aufwändigere Rückgabe und die schlechtere Bilanz von individuellen Mehrweglösungen speziell für Weinflaschen aus, die einen gesonderten Transport und die eigene Infrastruktur benötigen.

Aber auch diese Nachteile lassen sich relativ simpel umgehen!

Erfahre mehr dazu wie einfach Wein in Mehrwegflaschen funktionieren kann >>

 

Quellen: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus (StMELF), Umweltbundesamt

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